Kein Deutsch

“Weil wir kein Deutsch konnten”

nach Mehrnousch Zaeri-Esfahani

Bühnenbearbeitung Karoline Felsmann


Mehrmousch, Erzählerin: Anouk Wagener

Hosein, Pasdar, Religionslehrerin, Passant, Erzähler: Massoud Baygan

Mehrdad, Religionslehrerin, Erzähler: Mehmet Ali Berber

Mehri, Religionslehrerin, Passant, Erzählerin: Felicity Grist

Toulus, Religionslehrerin, Dealer, Händler, Mohammedi, Taxifahrer, Beamter, Passant, Vertreter, Erzähler: Peter Lindhorst


Bühne: Franziksa-TheresaSchütz

Bühnenillustrationen: Mehrdad Zaeri

Kostüm: Maren Steinebel

Dramaturgi: Karoline Felsmann

Junges Theater Heidelberg


Iran, siebziger Jahre. Die kleine Mehrnousch hat eine privilegierte Kindheit: Der Vater ist angesehener Chirurg und zusammen mit der Mutter, den beiden älteren Brüdern und der kleinen Schwester lebt Mehrnousch in der schönen iranischen Stadt Isfahan. Als der Krieg ausbricht, beschließt die Familie das Land zu verlassen. 1985 flüchten sie nach Istanbul. Weiter geht es Weihnachten 1985 über das damalige Ostberlin nach Westberlin. Eine Odyssee durch zahlreiche Flüchtlingsheime beginnt. Bis sie von Karlsruhe aus im Frühjahr 1986 eine Wohnung in Heidelberg erhalten und sich endlich ein neues Zuhause schaffen können. In dem Buch 33 Bogen und ein Teehaus erzählt Mehrnousch Zaeri-Esfahani von dieser Flucht und von der ersten Zeit in einer völlig neuen Welt, in der man sich fremd fühlt, aber auch viele kuriose Dinge erlebt, weil man weder mit der Sprache noch mit der Kultur vertraut ist. Mehrnousch Zaeris Bruder, der bekannte Illustrator Mehrdad Zaeri, wird mit seinen Bildern Teil der Bühne werden. Diese wahre Geschichte in der Inszenierung von Franziska-Theresa Schütz nimmt die Zuschauer mit auf eine poetische Reise.


PRESSE


FOCUS Online

inhalt von dpa bereitgestellt.


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Ein ernstes Thema im Kindertheater gewürzt mit viel Witz

Emotionen und Spannung. Bei der Uraufführung des Stücks „Weil wir kein Deutsch konnten“ im Heidelberger Kinder- und Jugendtheater dreht sich alles um das kleine Mädchen Mehrnousch. Die Zehnjährige flieht mit ihren Eltern und drei Geschwistern 1985 aus dem Iran über die Türkei nach Deutschland.

Die Familie stellt einen Asylantrag, der einige Jahre später anerkannt wird. Nach 75 abwechslungsreichen Minuten durch deutsche Flüchtlingsheime und Behördenstuben kommt die Familie in Heidelberg an und darf eine Drei-Zimmer-Wohnung beziehen. Die Inszenierung für Kinder ab zehn Jahren beruht auf der wahren Lebensgeschichte der 1974 geborenen Autorin Mehrnousch Zaeri-Esfahani. Vor allem jungen Besucher sind bei der Premiere am Samstag begeistert und spenden großen Beifall.

Die Diplom-Pädagogin Mehrnousch Zaeri-Esfahani lebt mit ihrem deutschen Mann und drei Kindern mittlerweile in Karlsruhe. „Dass das Stück auf die Bühne kommt, ist für die Familie wie eine seelische Reinigung“, sagt die Schriftstellerin durchaus stolz. Nach der gelungenen Premiere hofft sie nun, dass ihre Vorlage für das Stück, ein autobiografisches Kinderbuch, rasch in einem Verlag erscheinen kann.

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Der in Mannheim lebende Zeichner steuerte für die von Franziska-Theresa Schütz inszenierten Uraufführung zahlreiche Bilder bei. Sie geben der Handlung als überdimensionale Bühnenbilder eine besondere Intensität. Dadurch kann das Gefühlsleben der Flüchtlingsfamilie und speziell von Mehrnousch für Kinder besser nachempfunden werden.


RNZ

17.2.2014

Sabine Scheltwort


Auch wer in seinem Leben das Glück hatte, selbst nie fliehen, seine Habseligkeiten in einen Koffer packen und in die Fremde ziehen zu müssen, weiß nach diesem Theaterstück, was es bedeutet, alles aufzugeben und sich unendlich fremd zu fühlen. (...)

Der Inszenierung Franziska-Theresa Schütz' ist anzumerken, dass dieser Stoff sie besonders berührt hat. Auch sie war erst zehn Jahre alt, als ihre Familie von Ost- nach West-Deutschland flüchtete. Obwohl ihr erspart blieb, sich in einer neuen Sprache zurechtfinden zu müssen, fühlte sie sich wie Mehrnousch fremd, missverstanden und allein. So gelingen ihr berührende Bilder, wenn die Familie immer wieder aufbrechen muss oder sich bizarren Situationen, wie dem stempelnden Bürokraten (Peter Lindhorst, in weiteren Rollen auch Katze, Taxifahrer usw.) ausgesetzt sieht.

Als Requisiten dienen weiße Plastikkanister, die überhastet ergriffen und mitgeschleppt werden - immer entmutigter nach jedem neuen Aufbruch ins Ungewisse, aber nie ganz ohne Hoffnung, es könne sich lohnen, sie zu sortieren und in Reih und Glied aufzustellen, um ein wenig Heimeligkeit in der unheimeligen Fremde zu verbreiten.

Schütz inszeniert "Weil wir kein Deutsch konnten" nicht mit dem moralischen Zeigefinger, sondern mit einer Prise Ironie, wenn Schattenmenschen die Kinder in breitestem Kurpfälzisch für ihre mangelnden Deutsch-Kenntnisse tadeln - "gell, verschtescht mich nich" - und wieder dahin zurückschicken wollen, wo sie hergekommen sind.(...)

"Weil wir kein Deutsch konnten" ist ein unbedingt empfehlenswertes Stück zum Lachen und zum Weinen für alle Kinder und Jugendlichen ab 10 Jahren, ganz gleich welcher Herkunft.